Nachdem letztes Jahr der erste Schweizer seit 2006 Gold an der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO) gewann, geht die Erfolgssträhne weiter. Der Aargauer Felix Xu nahm am 21. Juli in Bath, England, die insgesamt dritte Schweizer Goldmedaille entgegen. Ausserdem gingen eine Bronzemedaille und fünf Ehrenmeldungen an die Schweiz und an Liechtenstein:
Das Schweizer Team bei der Eröffnungszeremonie. Von links nach rechts: Jovian Soejono, Hongjia Meng, Felix Xu, Louis Renner, Mark Neumann, Eric Lüscher.
Liechtensteiner Leonhard Hasler bei der Eröffnungszeremonie.
Als Pause für den Verstand fand ein Rahmenprogramm mit Sport, Spiel und Ausflügen nach Oxford oder Stonehenge statt.
Vor der IMO trainierten die Teams aus der Schweiz und aus Slowenien zusammen im slowenischen Portorož.
Gold: Felix Xu, Kantonsschule Wettingen (AG)
Bronze: Mark Neumann, Mathematisch-Naturwissenschaftliches Gymnasium Rämibühl (ZH)
Ehrenmeldungen:
Hongjia Meng, Kantonale Mittelschule Uri (UR)
Louis Renner, Kantonsschule Menzingen (ZG)
Eric Lüscher, Mathematisch-Naturwissenschaftliches Gymnasium Rämibühl (ZH)
Jovian Soejono, École internationale de Genève (GE)
Für das Fürstentum Liechtenstein war Leonhard Hasler vom Liechtensteinischen Gymnasium dabei, der ebenfalls mit einer Ehrenmeldung ausgezeichnet wurde.
Als es ihm am zweiten Prüfungstag der IMO 2024 gelang, das zweite Problem zu lösen, wusste Felix: Ich gewinne mindestens Silber. Am Ende reichte es sogar für Gold - zum dritten Mal für die Schweiz seit ihrer ersten Teilnahme 1991. „Wenn man die Welt der Mathematik-Olympiaden nicht kennt, ist es schwer zu verstehen, was für eine Leistung das ist”, erklärt Arnaud Maret von der Sorbonne-Universität. “IMO-Gold ist die grösste mathematische Herausforderung für Mittelschüler*innen und bedarf sowohl guter Förderung, wie sie die Schweizer Mathematik-Olympiade bietet, als auch einer für dieses Alter besonders beeindruckenden Disziplin.”
Umstrittene Aufgabe
Bei aller Freude über sein Resultat denkt Felix auch an seine Kolleg*innen: “Ich bin etwas traurig für das Team, weil den anderen oft nur ein Punkt gefehlt hätte zur nächsthöheren Auszeichnung.” Die entscheidenden Prüfungen mit je drei Aufgaben über Algebra, Kombinatorik, Geometrie oder Zahlentheorie fanden am 16. und 17. Juli statt. Das fünfte Problem von diesem Jahr gehört jetzt schon zu den umstrittensten IMO-Aufgaben. Auch innerhalb des Schweizer Teams scheiden sich die Geister, aber Teamleiter David Rusch gefällt es: “Jeder kann darüber nachdenken, man braucht keine komplizierte Mathematik, um es zu lösen.”
"Chirurgische Präzision"
Was motiviert Jugendliche, sich weit über den normalen Schulunterricht hinaus mit Mathematik zu beschäftigen? In der Mathematik finde er eine “chirurgische Präzision” die ihm in anderen Fächern fehle, erklärt Eric. “Es ist befriedigend, ein gut durchdachtes Argument zu haben, das niemand bestreiten kann.” Mathematik sei aber auch kreativ und schön, findet Mark: “In der Mathematik kann man alleine mit dem Verstand zu Ergebnissen gelangen.”
Unvergessliche Erfahrung
Als Pause für den Verstand fand ein Rahmenprogramm mit Sport, Spiel und Ausflügen nach Oxford oder Stonehenge statt. Besonders in Erinnerung bleiben die Begegnungen mit Gleichgesinnten aus aller Welt. “Als ich bei der Eröffnungszeremonie all die Teams sah, kam mir der surreale Gedanke, dass alle diese Leute so sind wie ich und ähnliche Interessen haben”, erzählt Mark. “Diese Erfahrung werde ich nie vergessen.” Auch Stars der Mathematik waren anzutreffen, beispielsweise die an der EPFL tätige Fields-Medaillistin Maryna Viazovska, die früher selbst als Mathematik-Olympionikin für die Ukraine antrat.
Ein Monat ohne Mathe
Auch der Verstand eines Goldmedaillisten braucht mal eine Pause: “Ich gehe jetzt erstmal einen Monat nach China und denke nicht an Mathe”, so Felix. Danach wartet auf ihn und Louis das Mathematikstudium an der ETHZ. Anders als Hongjia, Leonhard oder Jovian, die jetzt schon an die nächste Teilnahme denken, können sie dann nicht mehr mitmachen. Er habe aber vor, sich freiwillig für die Schweizer Mathematik-Olympiade zu engagieren, meint Felix. Vielleicht wird er sein Wissen schon bald an den oder die Gold-Gewinner*in von morgen weitergeben.
Die Wissenschafts-Olympiade fördert seit 20 Jahren Jugendliche, weckt wissenschaftliche Begabungen und Kreativität und beweist: Wissenschaft ist spannend. Zehn Olympiaden finden jedes Jahr statt: Workshops, Lager, Prüfungen sowie Wettbewerbe für über 8'000 Talente in Biologie, Chemie, Geographie, Informatik, Linguistik, Mathematik, Philosophie, Physik, Robotik und Wirtschaft. Treffen Sie die jungen Talente - bei der Jubiläumsfeier am 14. September in Bern.
Bilder
Zur freien Verwendung mit Quellenangabe (Mathematik-Olympiade). Download am Ende des Beitrags via Button. Porträts und weitere Bilder auf Anfrage.